Was ist denn eigentlich ein Career Advisor?
Ein Interview des Career Advisors Herrn Blohm- Sievers mit seinem Caddy Nils (Abiturjahrgang) über die Frage, was denn eigentlich ein Career Advisor sei…
Nils und Herr B.S. treffen sich im Chat und vereinbaren ein halbstündiges Gespräch. Dieses Mal soll es aber nicht um ein gewöhnliches Beratungsgespräch gehen; auch ist die Form eines Schreibgesprächs ungewöhnlich.
Nils beginnt…
Nils:
Erstmal die allgemeine begriffliche Frage: Was ist ein Career Advisor überhaupt?
Herr B.S.:
Ich hatte die Frage befürchtet, nun kommt sie… Wie lange bist du schon mein Caddy? Und weißt immer noch nicht, was ich bin? Aber ich versuche eine erste Antwort:
Ich bin ein Beratungslehrer für ausgewählte begabte Schüler*innen an der Brecht-Schule.
Nils:
Ob ich die Frage selbst beantworten kann, ist ja für den, der das Interview liest nicht wichtig (smile). Ich bin seit 3 Jahren Ihr Caddy, denke ich…
Seit wann sind Sie eigentlich ein Career Advisor?
Herr B.S.:
Eigentlich von Anbeginn an. Seit wir auf die Idee kamen, im Rahmen unserer Hochbegabtenförderung einen besonderen Status zu verleihen, den des Master of Learning (MoL). Da war klar, wenn ein junger Mensch so viele Freiheiten eingeräumt bekommt, muss das von der Schule irgendwie begleitet werden. So ist der Career Advisor entstanden. 2009 ging es damit los.
Nils:
Das ist ja nun schon eine Weile her. Wie viele Schüler haben Sie in dieser Zeit ungefähr betreut und wie viele betreuen Sie jetzt gerade?
Herr B.S.:
Ein Career Advisor oder eine Career Advisorin betreut zwischen drei und sechs Schüler*innen. Da der Status MoL langfristig angelegt ist, ja zumeist bis zum Abitur geht, sind es gar nicht so viele verschiedene Caddies, die ich betreut habe, wie du vielleicht denkst. Kleine Rechnung für dich als Mathematiker: Bei fünf Career Advisorn und im Schnitt der Jahre etwa 25 betreuten Schüler*innen pro Jahr, die in der Regel ab der 7. bis 10. Klasse diesen Status verliehen bekommen haben, macht das über 12 Jahre…
Nils:
Mit einer Rechenaufgabe für mich hatte ich jetzt nicht gerechnet. Da jeder MoL 3 bis 6 Jahre lang diesen Status besitzt, müssten so ca. alle 4 oder 5 Jahre neue 25 Schüler MoL sein. Mit dieser sehr sehr groben Abschätzung komme ich auf 75 bis 100 MoLs und jeder Career Advisor hätte ca. 15 bis 25 MoLs. Wenn man das mal so überschlägt.
Herr B.S.:
Ich sehe schon, deine Zeugniskonferenz hat dich damals zu Recht als MoL vorgeschlagen…
Wozu hast du deinen Status eigentlich genutzt?
Nils:
Ich habe mich als MoL wegbewegt vom Nutzen vieler kleinerer Förderungsangebote (wie z.B. Exzellenzkurse), um ein großes Projekt anzugehen: das Juniorstudium. Dem widme ich nun einen beachtlichen Teil meiner Zeit. Und damit dabei auf der Seite der Schule alles reibungslos läuft, nutze ich meinen Status. , z. B. damit ich in der Zeit der Vorlesungen und Übungen vom regulären Unterrichtsalltag freigestellt werde.
Aber ich habe da auch noch eine Frage: Wie wird ein Lehrer oder eine Lehrerin eigentlich zum Career Advisor?
Herr B.S.:
Die Hochbegabtenförderung gibt es an der Brecht- Schule schon seit 20 Jahren; damit waren wir die erste hamburger Schule, die sich diese spezielle Förderung auf die Fahnen schreiben wollte. Als dann Career Advisor gesucht wurden, lag es nahe, diese aus dem Kreis zu nehmen, der sich seit 2001 konzeptionell und unterrichtlich mit dem Thema Hochbegabtenförderung verbunden fühlte. Diese Personen sind es im Wesentlichen heute noch.
Jetzt komme ich wieder:
Und wozu brauchst du überhaupt einen begleitenden Lehrer wie mich? Bist du nicht selbstständig genug?
Nils:
Sie als Career Advisor regeln für mich alles auf schulischer Seite, damit ich auf keine administrativen Probleme stoße. Sie haben sich um das Empfehlungsschreiben für meine Studienanmeldung gekümmert und allen Lehrern klar gemacht, wie genau mit meinen Fehlzeiten umzugehen ist. Dabei unterstützen Sie mich auch, wenn es mal Probleme mit einzelnen Lehrern geben sollte. Z.B. als es einmal eine Unklarheit gab, als ich an einer Klausur in der Schule nicht teilgenommen habe, weil ich zu der Zeit an der Uni war.
Ich habe letztlich trotzdem viel eigenständig geklärt, vor allem auf Seiten der Uni. Z.B. konnte ich die Anmeldungen zu den Folgesemestern selbst regeln. Ich hätte mir dabei natürlich jederzeit Rat holen können, das habe ich in diesem Fall aber nicht getan. Trotzdem war es gut zu wissen, dass ich einen verbindlichen Ansprechpartner habe, wenn mal etwas nicht klappt.
Herr B.S.:
Unsere Zeit ist um, Nils! Unsere halbe Stunde, die wie für dieses Chat-Interview vereinbart hatten; aber auch die unserer schulischen Zusammenarbeit.
Es war nämlich wirklich alles andere als eine einseitige Beratungssituation mit dir, sondern eher ein wechselseitiges Geben und Nehmen.
Gern denke ich noch zurück, wie du mich am Tag der offenen Tür bei den Gesprächen mit den Eltern unterstützt hast…
Was bleibt bei dir zurück?
Nils:
Ich bin immer noch heilfroh, Sie damals als Career Advisor ausgesucht zu haben. Schließlich muss hier auch die persönliche Chemie stimmen, das vereinfacht die Zusammenarbeit immens. Für Ihre Unterstützung möchte ich Ihnen herzlich danken. Es freut mich sehr zu hören, dass Sie finden, dass ich auch etwas zurückgeben konnte.
Aber da scheint es sich bei den Career Advisorn ja um einen kleinen Kreis von erfahrenen Experten zu handeln. Planen Sie derzeit, diesen Kreis zu erweitern? Schließlich hat die Schule in den letzten 20 Jahren ein beeindruckendes Wachstum an Schülern zu verzeichnen gehabt.
Werden also bereits neuen Career Advisor angelernt?
Herr B.S.:
Das ist tatsächlich geplant. Auch rückt jetzt auch eine jüngere Generation von Kolleg*innen nach, die wir selbst ausbilden werden. Da kann uns niemand wirklich helfen, andere Schulen haben so etwas nicht…