Lyrikprojekt
Alfred Wolfenstein
Städter (1914)
Nah wie Löcher eines Siebes stehn
Fenster beieinander, drängend fassen
Häuser sich so dicht an, daß die Straßen
Grau geschwollen wie Gewürgte sehn.
Ineinander dicht hineingehakt
Sitzen in den Trams die zwei Fassaden
Leute, wo die Blicke eng ausladen
Und Begierde ineinander ragt.
Unsre Wände sind so dünn wie Haut,
Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine,
Flüstern dringt hinüber wie Gegröle;
Und wie stumm in abgeschloßner Höhle
Unberührt und ungeschaut
Steht doch jeder fern und fühlt: alleine.
Gedichte malen
Um sich auf die Wirkung der Gedichte im Expressionismus einzulassen, hat die VS das Gedicht „Städter“ von A. Wolfenstein malerisch umgesetzt. Tolle Kunstwerke sind entstanden.