Tel. 040-21 11 12-0 Fax 040-21 11 12-20  

Tel. 040-21 11 12-0 | Fax 040-21 11 12-20
E-Mail | Instagram

„Antisemitismus ist halt scheiße!“. Ein Interview mit unserer Schülerin Eve im Dezember 2020

22.12.2020 | Aktuelles

Der 9. November 2020 war ein besonderer Tag für Eve, die in die 6. Klasse unseres Brecht-Gymnasiums geht. Die Schülerin durfte dort, wo bis 1938 die jüdische Synagoge stand, dem Hamburger Rabbiner die lange als verschollen geltende Thora-Krone der alten Synagoge überreichen. Mit dieser Übergabe startete die Initiative „Nein zu Antisemitismus, Ja zur Bornplatzsynagoge“, die sich für den Wiederaufbau der Synagoge einsetzt und inzwischen große, parteiübergreifende Unterstützung in Hamburg und darüber hinaus erfährt. Im Dezember hat Christoph Schneider, pädagogischer Geschäftsführer der Brecht-Schule Hamburg, Eve zu ihrem außergewöhnlichen Engagement interviewt.

Am 9. November warst du sogar in den „Tagesthemen“ und im NDR zu sehen, als du die Krone übergeben hast. Wie war der Tag für dich, Eve?

Der Tag war sehr schön! Ich bin früh aufgestanden. Es war ein sehr kalter Tag. Mein Bruder und ich haben uns zwischendurch einen warmen Kakao geholt! Es war ein richtig, richtig eiskalter Tag. Dann ging es irgendwann los und es gab ein paar Reden. Ich habe die Krone beim Rabbiner abgegeben, damit die Krone zurück zum Bornplatz kommt. Das war ein sehr schönes Gefühl, dass die Krone endlich zurückgekehrt ist.

Es ist sehr ungewöhnlich, dass sich ein Mädchen aus der sechsten Klasse schon so sehr in der Gesellschaft engagiert. Wie kommt es, dass es dir so wichtig ist?

Ich bin ja jüdisch und der Antisemitismus ist ein großes Problem. Meine Mutter hat mir erzählt, dass es in diesem Jahr jede 24. Minute einen Angriff auf Juden gegeben hat… das ist einfach alles zu viel! Es soll endlich aufhören. Ich hoffe, 2021 ist es dann besser!

Habt ihr auch in der Klasse darüber gesprochen?

Ich habe in meiner Klasse ein Referat in Geschichte gehalten. Die anderen haben sich sehr interessiert und viel gefragt. Jetzt erzählen sie auch ihren Freunden davon.

Wie hat deine Klasse darauf reagiert, als du erzählt hast, dass du dich so engagierst?

Ganz normal. Das Thema hat ganz viele interessiert und Antisemitismus ist halt scheiße! Das sehen auch alle in meiner Klasse so. Und ganz viele haben auch schon mit ihren Familien für die Initiative „Nein zu Antisemitismus, Ja zur Bornplatzsynagoge“ unterschrieben. Wahrscheinlich meine ganze Klasse.

Was wünschst du dir, wie es jetzt weitergeht?

Mein Wunsch ist, dass bis zum 27. Januar die 100.000 Unterschriften zusammenkommen und die Bornplatzsynagoge wiederaufgebaut wird. Auch wenn es lange dauert, bis sie fertig sein wird. Da bin ich wahrscheinlich schon lange erwachsen, weil die Synagoge riesig ist. Vor allem aber wünsche ich mir, dass die Angriffe auf die jüdische Bevölkerung ein Ende haben. Die Angriffe sind einfach zu viel und es soll aufhören.

Wie kann man als Schüler dazu beitragen?

Dass man keine Vorurteile gegen irgendjemanden hat, auch wenn er jüdisch oder schwarz oder anders ist. Dass man, wenn man sich für eine Sache engagiert, auch dafür kämpft. Auch die Brecht-Schule ist ja eine „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, und ich wünsche mir, dass sich alle für das Thema interessieren, auch wenn es sie nicht selbst betrifft.

Liebe Eve, wir danken dir für dieses Gespräch und wünschen dir für dein Engagement weiter von Herzen das Beste!

(Text: Catharina Mohr/ Christoph Schneider)

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner